- Welche seniorenpolitischen Themen sind nach Ihrer Meinung für den Kölner Stadtbezirk 9 (und damit einem erheblichen Teil Ihres Wahlkreises) besonders relevant und wo „brennt es“ hier vielen älteren Menschen konkret unter den Nägeln?
In einigen Stadtteilen (z.B. Buchforst) ist der Altersdurchschnitt relativ hoch. Die älteren Menschen leben zum Teil in Wohnungen, die nicht altersgerecht genug sind, außerdem inzwischen vielfach zu groß (früher Familienwohnung, jetzt lebt nur noch eine*r alleine dort). Die Senioren möchten so lange wie möglich eigenständig leben, und auch im vertrauten Veedel bleiben. Eine kleinere Parterrewohnung im näheren Umfeld wäre eine gute Lösung, aber viele trauen sich einen Wohnungswechsel ohne Unterstützung nicht zu. Hier wäre ein guter Ansatz, eine Wohnungstauschbörse und eine Art Umzugsmanagement zu entwickeln. Die Wohnungsgenossenschaften haben hier schon erste Ansätze, wovon auch junge Familien auf der Suche nach einer größeren Wohnung profitieren. Allgemein muss es mehr bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen geben und diese Wohnungen müssen auch auf die Bedürfnisse der Senioren angepasst werden. Doch nicht nur die Wohnungen, sondern auch sonstige Einrichtungen müssen barrierefrei zugänglich sein (ÖPNV, Bürgerämter, etc.).
- Was und wie werden Sie selbst, zur Lösung dieser Themen und Probleme Ihres Wahlkreises beitragen, falls Sie in den Bundestag gewählt werden?Bundespolitisch gedacht: Der Bund könnte einen Fördertopf für die Kommunen bereitstellen. Das hat einen sozialpolitischen Aspekt, dass die älteren Menschen so lange wie möglich in einer eigenen Wohnung leben können, entlastet aber auch den Wohnungsmarkt, wenn größere Wohnungen frei werden.Es gibt schon von Seiten der Stadt einen Besuchsdient (sog. aufsuchende Hilfe), d.h. Senioren werden auf deren Wunsch zu Hause besucht und über mögliche Hilfsangebote umfassend informiert. Auch hier könnte der Bund die Kommunen finanziell besser ausstatten, damit mehr Stellen eingerichtet werden können.Es muss dringend etwas in unserer Rentenpolitik getan werden. Als junge Kandidatin ist mir dabei besonders wichtig, dass nicht verschiedene Generationen gegeneinander ausgespielt werden. Die Rente ist generell zu niedrig, weshalb das Rentenniveau stabilisiert werden muss. Zukünftig werden wir ein noch größeres Problem mit kleinen Renten und Altersarmut haben als heute schon.
Auch wenn wir das Rentenniveau stabilisieren, reicht das noch nicht für alle Menschen mit niedrigen Einkommen oder Erwerbsunterbrechungen. Gerade Geringverdienerinnen und Geringverdiener haben auch bei einem stabilen Rentenniveau keine Chance, sich eine Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus zu erarbeiten. Wir GRÜNE setzen uns deshalb für die Einführung einer Garantierente ein. Langjährig Versicherte, also Menschen, die den größten Teil ihres Lebens gearbeitet haben, Kinder erzogen, andere Menschen gepflegt oder sonstige Anwartschaften in der Rentenversicherung erworben haben, sollen im Alter eine Rente beziehen, die oberhalb der Grundsicherung liegt – ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Anrechnung von betrieblicher und privater Altersvorsorge.
Mittelfristig muss das gesamte System der gesetzlichen Rente betrachtet werden. Mit der Grünen Bürgerversicherung wollen wir die bestehenden Ungerechtigkeiten beenden. Alle Bürgerinnen und Bürger werden unter der Berücksichtigung aller Einkunftsarten in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen. So sind sie gut abgesichert und versorgt und beteiligen sich entsprechend ihres Einkommens an der Finanzierung. Vor allem für viele Selbständige ist das ein Riesenschritt hin zu mehr sozialer Sicherheit. Und langfristig sorgt es dafür, dass die Rentenversicherung stabil und verlässlich finanziert ist. Mit der Grünen Bürgerversicherung in der Rente ließe sich eine starke positive Wirkung auf Rentenniveau und Beitragssatz erreichen. Wir wollen in einem ersten Schritt zur Bürgerversicherung die nicht anderweitig abgesicherten Selbständigen, Minijobberinnen und Minijobber, Langzeitarbeitslose und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen.
- Welche seniorenpolitischen Ziele vertritt Ihre Partei und mit welchen Strategien glaubt Ihre Partei, diese Ziele konkret umsetzen zu können?
Wir Grünen wollen den sozialen Wohnungsbau entschieden ankurbeln. Die Mittel des Bundes für die Wohnraumförderung stocken wir auf mindestens zwei Milliarden Euro im Jahr auf, auch über das Jahr 2019 hinaus. Mit einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit und attraktivem finanziellen Zuschuss werden wir in den nächsten zehn Jahren eine Million dauerhaft bezahlbare Wohnungen schaffen.Immer mehr Menschen sind mit dem ÖPNV unterwegs. Wir Grüne wollen die Investitionen in Busse und Bahnen erhöhen und die Infrastruktur modernisieren. Die Mittel des Bundes für den Gemeindeverkehr werden wir verdreifachen und für Sanierungsmaßnahmen und Barrierefreiheit öffnen.Wir wollen modellhaft Quartiersstützpunkte einrichten, in denen Beratung, Pflege, Freizeitangebote und nachbarschaftliche Hilfen zusammengefasst werden und außerdem die städtische „Verkehrsinfrastruktur“ auf die alternde Gesellschaft einstellen (z.B. Bordsteinkanten abflachen, Ampelzeiten anpassen, Stolperfallen reduzieren, in Bussen mehr Platz für Rollatoren vorsehen). Zusätzlich soll Barrierefreiheit vor allem bei Neubauprojekten durchgesetzt werden.