Rede von Heiko Nigmann am 5. April 2017

Heiko Nigmann ist Sprecher der Kölner Seniorenvertretung und hielt die nebenstehende Rede am „Tag der älteren Generation“ (5. April 2017) in der Piazetta des historischen Rathauses der Stadt Köln

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Scho – Antwerpes,
sehr geehrte Mitglieder des Rates,
sehr geehrte Mitglieder der Verwaltung,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Seniorenvertretung

ich begrüße Sie herzlich im Namen der Seniorenvertretung der Stadt Köln, die gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin unserer Stadt zum heutigen Tag der älteren Generation eingeladen hat.

Besonders begrüßen möchte ich Herrn Franz Müntefering, den Bundesvorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen seien Sie herzlich willkommen. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag zum heutigen Tag der älteren Generation.

Bis zu meiner Wahl als Sprecher der Seniorenvertretung der Stadt Köln war mir dieser Tag unbekannt.  Ich habe dann überlegt spricht das jetzt für oder gegen mich. So habe ich nachgelesen und erfahren das es den Tag der älteren Generation seit 1968 gibt. Es soll auf die Situation der älteren Generation aufmerksam machen. Es spricht auf jeden Fall dafür, dass eine Vertretung für die ältere Generation kaum Gehör in der Öffentlichkeit findet.

Doch manchmal wird die ältere Generation als Problem, manchmal auch als Segen bezeichnet, häufig taucht die ältere Generation in Sonntagsreden auf oder sie muss herhalten, wenn Forderungen in ihrem Namen gestellt werden und in politischen Debatten wird sie als Demografie Problem, als Rentenproblem, und als Problem bei den Sozialausgaben bezeichnet.  Vor Wahlen wird die ältere Generation dann wieder hofiert. Nach den Wahlen häufig vergessen.

Nun heißt das Motto des heutigen Tages „Senioren – Teilhaben und Mitbestimmen“. Wer wie ich in einem Großbetrieb stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Mitglied des Aufsichtsrates war hat natürlich eine Vorstellung von Teilhabe und Mitbestimmung. Diese musste ich als Seniorenvertreter schnell aufgeben. Die Welt der Seniorinnen und Senioren ist eine andere und die der Seniorenvertretung ist noch anders.

Viele Seniorinnen und Senioren haben schon während ihres Erwerbsleben am gesellschaftlichen Leben teilgenommen und setzen dieses nachdem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben  unter geänderten Bedingungen fort, andere haben zum ersten Mal Zeit und machen neue Erfahrungen.

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bedeutet immer auch Mobilität und finanzielle Mittel.

Betrachte ich zuerst die Mobilität. Bei vielen Seniorinnen und Senioren besteht mit zunehmenden Alter die Mobilität im Spaziergang, also zu Fuß. Dieses wird in Köln erheblich erschwert, weil es in weiten Bereichen nicht Fußgänger freundlich ist.  Besonders in den älteren Veedeln sind die Gehwege häufig eng und dann auch noch mit allem Möglichen zugestellt, was dort nicht dorthin gehört, z. B. Fahrräder in mehreren Reihen, Autos, Motorräder, Motorroller, Bänke, Tische, Stühle, Verkaufswerbung usw.  All dieses erschwert die Mobilität nicht nur der älteren Menschen mit Einkaufstaschenroller, mit Gehhilfen, Rollstuhlfahrer, sondern auch Eltern mit Kinder und Kinderwagen. Besondern schlimm wird die Situation, wenn Gehwege auch noch mit Radfahrern gemischt werden, ohne das eine sichtbare Trennung von Fuß- und Radweg vorhanden ist.

Da ich mich immer noch in der Einarbeitungsphase befinde, muss ich viel über die Vorhaben der Stadt lesen, so hat mich das vom Rat der Stadt Köln beschlossene Konzept „Köln Mobil 2025“ immerhin 28 Seiten stark, überrascht. 2 Sätze handeln von Fußgängern, die interessanter Weise in dem Konzept weniger mobil werden, obwohl die Bevölkerungszahl zu nimmt. Vielleicht gibt es für dieses Wunder eine einfache Erklärung. Ein Grund könnte sein, dass die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung den Fußgänger als Verkehrsteilnehmer einfach vernachlässigen und damit auch den Seniorinnen und Senioren und den anderen schon genannten Gruppen die Mobilität nehmen, ohne es vielleicht zu wollen. Dem Radfahren, dem Auto und dem ÖPNV widmen sich die restlichen Sätze. Dieses hängt sicher an den Beteiligten, die am Konzept mit gearbeitet, Fußgänger haben bisher noch keine Lobby.

Wir fordern ein fußgängerfreundliches Köln für alle Bewohner.

Zur Teilhabe gehören aber auch finanzielle Mittel, die ein  erheblicher Teil der älteren Generation nicht hat, deshalb wäre sinnvoll Teilhabe und Mobilität zu fördern durch kostenloses Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Stadtgebiet Köln ab einem bestimmten Alter. Dieses könnte durch vorzeigen des Personalausweises ohne Verwaltungsaufwand erfolgen.

Viele Anfragen richten sich an die Seniorenvertretung zur Preispolitik der KVB, zum 4er Ticket und zu den 3% Rabatt für Smartphonbesitzer, wer kein Smartphon hat, keines will, es sich nicht leisten kann oder nicht mehr bedienen kann, zahlt also für die Besitzenden. Grob gesagt zahlen die Nichtsmartphonbesitzer den Rabatt für die Smartphonbesitzer.  Ziel dieser Politik ist: Am Ende soll nur noch Smartphonbesitzern der Ticketkauf möglich sein, natürlich mit einer Übergangszeit.

Wir fordern die Verantwortlichen auf diese Vorgehensweise nicht zu Lasten der älteren Generation voran zu treiben, dieses wäre nicht nur Altersdiskriminierung, auch viele andere würden nicht mehr mobil sein können. Die Möglichkeiten der Barzahlung sind beizubehalten.

Wo es Teilhabe gibt, gibt es auch ein Mitbestimmen, sei es im Verein, im Netzwerk und bei sonstigen Gruppen, wenn es um Vorstandswahlen, Programme oder Arbeitsaufgaben geht.

Wie sieht das bei der Seniorenvertretung der Stadt Köln aus?

Teilhabe gemäß Satzung und diverser Geschäftsordnungen ist dahingehend gewährleistet, dass wir angehört werden können, nicht im Rat der Stadt Köln. Wir können Anregungen und Vorschläge machen für die unterschiedlichen Gremien und Organisationen machen.  Antragsberechtigt sind wir nicht, das heißt keine Anträge an den Rat der Stadt Köln, keine Anträge an die Ausschüsse des Rates und den Bezirksvertretungen.

Wir haben als Seniorenvertretung durchaus Rederecht in den Ausschüssen, nicht im Rat der Stadt Köln, Rederecht ist kein Stimmrecht. Dies ist kein Vorwurf an den Rat der Stadt, sondern eine Aufforderung an den Landtag in Düsseldorf dieses gesetzlich zu ermöglichen. Dann kann die Seniorenvertretung ihre Aufgaben, wie sie in der Geschäftsordnung festgelegt noch besser erfüllen.

Natürlich nehmen wir als Seniorenvertretung die uns gestellten Aufgaben sehr ernst. So sind deshalb auch in Gesprächen über das Programm Seniorenfreundliches Köln 2015-2025. Hierzu benötigen wir die Unterstützung der Politik im Rat und den Bezirksvertretungen, der Verwaltung und der Wohlfahrtsverbände. Hier hoffen wir auf gute Zusammenarbeit nicht nur bei diesem Thema.

Teilhabe und Mitbestimmen bedeutet auch für die ältere Generation sich an den Wahlen zum Landtag und zum Bundestag zu beteiligen. Denn die Äußerungen zur Erhöhung Wehretats und mögliche wirtschaftliche Einbrüche aufgrund des Brexit können zu Einsparungen im Sozialhaushalt führen, so der Staatssekretär im Finanzministerium, solche Einsparungen haben auch Folgen für die Arbeit in den Kommunen und hier werden dann zu erst die freiwilligen Leistungen im Sozialbereich gestrichen, die vieles lebenswert machen. Also gehen Sie wählen, praktizieren Sie Teilhaber und Mitbestimmung.

Ich bedanke mich im Namen der Seniorenvertretung bei der Oberbürgermeisterin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unbürokratisch geholfen haben, diesen Tag durchzuführen zu können.

Mein Dank gilt dem Arbeitskreis der Seniorenvertretung „ Tag der älteren Generation“ ohne deren freiwilligen Einsatz wäre dieser Tag ebenfalls nicht möglich geworden.

Herrn Dr. Wegner für seine Arbeit und die Unterstützung, die er mir bisher gegeben hat.

Ohne die großzügigen Spender hätten wir das Programm nicht realisieren können, ohne Spender blieben ihre Gläser und Teller zum Abschluss der Veranstaltung leer. Unser Dank richtet sich

An die Sparkasse KölnBonn
An die Kölner Bank
An die GAG Frau Seitz und Herr Lieser

Nehmen Sie alle den Dank für ihr Engagement entgegen.

Ich danke Ihnen dass sie mir zu gehört haben und bevor ich meine Rede beende, möchte ich Ihnen einen Satz mit auf den Weg geben, der mich schon sehr lange begleitet:

Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, die Zukunft können wir gestalten. Danke fürs Zuhören.